top of page

3 MINUTEN MIT ZBINDEN

Hier die Federzeichnung und der Holzstich zu „Am Heligen Aabe“ aus „Mys Dörfli“:

1087A_LoosliWinterlandschaft.jpg

C.A. Loosli, „Am Heligen Aabe“

Emil Zbinden hat in den Fünfzigerjahren die Neuausgaben der Büchergilde Gutenberg von C.A. Looslis Mundartbüchern illustriert.

Die ganzi Wuche het es strub Wätter gmacht,

mi hätt e ke Hung dörfe vor ds Huus use jage.

Der Bysluft het der Schnee desumegwäjt,
es het eim tüecht, es wöll nümme höre.

Em Donste zmittag, grad em Tag vor em Heligen Aabe,

het es e chlyseli ufgheiteret gha
u wo's Englefi glüttet het,
isch e Lycht dür ds Dorf düre cho.

 

E grüüselig e chlyni Lycht, Herr Jeses,

– öppe zächen oder zwölf Pärsöndeli

sy em Toteboum nache gflotschet.
We si alben arm Lüt ungere tüe,

so git es halt nid so gross Lychte,
wi wen es öppen e ryche Puur preicht
u de ne tolli Grebt nache chunt.
U dä Rung isch es ja nume
ds Holzbodeseppe Lyseli gsi uf em Chrattehubu.

D Lüt wo ungerem Pfäischter u de Hustüre
hei Mulaffe fel gha, hei zäme gseit,
wo die myggeregi Lycht isch verdüre gsi:
«So, so, het jitze das Lyseli wäger ou müesse stärbe,

– weder, henusode, es isch im guet gange,

das es vo däm Uhung dänne chönne het.»

U di Lüt hei neuis rächt gha.
Der Holzbodesepp isch eifach en Uflaht gsi.
Ds Wärche isch im längs Zyt
gäng meh un minger zwider gsi, hingäge ds Mämmele

het er los gha wi nid grad eine.

(...)

Die Beerdigung ist zu Ende.
Vater und Sohn stapfen durch den Schnee nach Hause.

Der Vater trinkt, fällt auf den Boden, döst weg.
Der Sohn, „öppen en acht-, nüünjährige Pürstu“,
rettet sich in den Wald, wo er einschläft.

(...)

...isch im wider vorcho, er syg bi Müettin
i däm schöne Saal u ghör Wienachtslieder singe:

«Oh, du fröhliche,

Oh, du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit ---»

Das het eso süüferli in im furttönt,
un ungerwylen isch der Schnee gfallen
un es het gchuttet u gwäjht i de Tannen obe.

Das isch dem Hansli sy Heligen Aabe gsi.
Es paar Tag dernah hei ne d Pure
totne unger der Tanne gfunge.
Sys Müetti, ds Lyseli sälig, isch ne cho reiche

– am Heligen Abe.

In: C.A. Loosli. Mys Dörfli. Zürich (Büchergilde Gutenberg) ohne Jahr, Neuausgabe in den Fünfzigerjahren, Erstausgabe 1909.
Kapitel „Am Heligen Abe“, S. 44ff.

bottom of page