3 MINUTEN MIT ZBINDEN
Bertha Zbinden-Kohler (1874-1962)
Im Band 15 der Gotthelf-Ausgabe, „Kurt von Koppigen“, finden wir in der „Armennot“ auf den Seiten 362 und 363 den doppelseitigen Holzstich mit dem Mädchen, das versteigert wird. Sein Bündelchen trägt den Namen „Bertha Kohler“.
Hier die Skizze, die dem Druck vorausging:
Emil Zbinden war 48 Jahre alt, als der Schriftsteller und Pädagoge Traugott Vogel (1894 – 1975) im Verlag Heinz Engel Bern 1956 das Buch Holzschnitte, Künstler der Gegenwart, mit
18 Porträts herausgab.
Auf Seite 80 lesen wir:
In einem Briefe schrieb er [Zbinden] einmal,
um seine Art zu verstehen, müsse man wissen,
„dass meine Mutter im hinteren Emmental
mit sämtlichen Geschwistern ́versteigert ́ wurde,
nachdem ihre Mutter gestorben war,
genau wie es Gotthelf beschreibt“.
Und sein Vater wurde nach der Schulentlassung
mit zwei Franken in der Tasche nach Bern geschickt,
um selber das Leben zu verdienen.
Traugott Vogel beschreibt Zbindens Arbeit an den Holzstichen mit folgenden Worten:
„...so wie die Wiesenhänge, Waldhügel und Ziegeldächer der emmentalischen Gehöfte unterm blitzenden Stichel des Holzschneiders in damastenem Glanze erschimmern,
so legt sich ein kurzweilig erfundenes, gesprenkeltes,
gerippeltes, gerilltes, geblümtes, gestreiftes, gehäuseltes schwarzweisses Flechtwerk über Schürzen, Mieder, Kopftücher, Lismer und Westen dieser Menschen, deren ernste Gesichtszüge
vom Leben wie Runsen ausgeschwemmt wurden.
Und alles dies geschieht zumeist auf einer Bildfläche
von der Grösse eines Handtellers!“ (S. 78)
Emil Zbinden ehrt so seine Mutter mit einem Denkmal „auf einer Bildfläche von der Grösse eines Handtellers“.
siehe auch:
Emil Zbinden, Selbstzeugnisse und Bilddokumente, herausgegeben von Werner Wüthrich und Karl Zbinden-Bärtschi, Zürich 2008 (Limmatverlag), S. 95ff.